Die US-Wirtschaft verzeichnet derzeit die drittlängste Phase ununterbrochenen Wachstums seit Beginn der Aufzeichnungen. Obwohl manche sagen, der Beginn der nächsten Rezession sei nur eine Frage der Zeit, sind bisher keine Alarmsignale wahrzunehmen.

Im Juli beginnt in den USA das zehnte Jahr der Wirtschaftsexpansion in Folge. Dieser Rekord wurde bisher erst zweimal übertroffen - in den 1960er und 1990er Jahren. 

Da dies fast das Doppelte der durchschnittlichen Dauer der elf weiteren Expansionsphasen seit dem zweiten Weltkrieg (58 Monate) wäre, wundert es kaum jemanden, das manch einer an der Nachhaltigkeit der aktuellen Zyklus zweifelt.1

Wenn eine Rezession einsetzt, geschieht das jedoch aus gutem Grund und nicht nur, weil sie ‚überfällig‘ ist. Abschwünge werden neben schwer vorherzusehenden Ereignissen wie Handelskriegen und ernsthaften Konflikten häufig politischen ‚Fehlern‘ zugeschrieben. Theoretisch könnte die Federal Reserve (Fed) ihre Zinsen zwar zu schnell oder zu langsam erhöhen. Ersteres ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, während letzteres wahrscheinlich nicht unmittelbar zu einer Rezession führen würde.

Wenn eine Rezession einsetzt, geschieht das jedoch aus gutem Grund und nicht nur, weil sie ‚überfällig‘ ist. Abschwünge werden neben schwer vorherzusehenden Ereignissen wie Handelskriegen und ernsthaften Konflikten häufig politischen ‚Fehlern‘ zugeschrieben. Theoretisch könnte die Federal Reserve (Fed) ihre Zinsen zwar zu schnell oder zu langsam erhöhen. Ersteres ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, während letzteres wahrscheinlich nicht unmittelbar zu einer Rezession führen würde.

Finanzen der Haushalte nicht angespannt

Die Gefahr einer plötzlich aggressiv handelnden Fed scheint in weiter Entfernung zu liegen. Nicht zuletzt wäre eine deutliche Zinsanhebung erforderlich, damit eine Rezession einsetzt. Das Verhältnis der Verschuldung zum BIP wirkt noch nicht unverhältnismäßig, besonders im Haushaltssektor, der ca. 70 Prozent der Wirtschaft ausmacht. Abbildung 1 zeigt, dass die Verschuldung der Haushalte im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen mit dem Beginn der Finanzkrise stark zurückgegangen ist und seitdem deutlich unter den Höchstständen von vor der Krise blieb.

Berücksichtigt man die Kosten für den Schuldendienst steht es angesichts der niedrigen Zinsen noch besser um die Finanzen der Haushalte. Abbildung 2 zeigt, dass die Kosten der Haushalte für die Bedienung der Schulden als Prozentsatz des verfügbaren Einkommens ausgedrückt auf dem niedrigsten Stand seit 1980 sind.

Obwohl wir seit 2008 wissen, dass Bilanzprobleme der Haushalte ein wesentliches Problem für die Volkswirtschaft sind, ist es wichtig, alle Formen von Verschuldung gemeinsam zu betrachten. Auf den ersten Blick bietet sich ein besorgniserregendes Bild, das auf die Zunahme der von der Regierung und - wichtiger noch - vom nicht-finanziellen Unternehmenssektor begebenen Anleihen zurückzuführen ist.

Die Zunahme der Unternehmensverschuldung ist jedoch weitgehend darauf zurückzuführen, dass sich die Unternehmen dem Finanzengineering zuwenden und in vielen Fällen die niedrigen Zinsen bis weit in die Zukunft festschreiben wollen. In einer ihrer jüngsten Veröffentlichungen wies die Fed darauf hin, dass bei einem Zinsanstieg entsprechend ihrer eigenen Erwartungen das Risiko, dass die US-Unternehmen ihre Zinszahlungen für die derzeit ausstehenden Darlehen in Höhe von ca. 7 Billionen $ nicht leisten könnten, gering wäre.2

In anderen Worten scheint die geplante Zinsanhebung nicht auszureichen, um eine Wirtschaftsrezession auszulösen.

Wir sind davon überzeugt, dass die Zinsen in den nächsten Jahren wesentlich schneller steigen müssten (wahrscheinlich um mindestens 300 Basispunkte), damit eine solche einträte. Prognostikern mit extremeren Ansichten von Wachstum und Inflation sind zwar davon überzeugt, dass derartig starke Zinserhöhungen erforderlich sein könnten, aber sie sind in der Minderheit.

Riskantes Geschäft

Am wahrscheinlichsten ist, dass eine Rezession eintritt, weil die Fed nicht schnell genug abbremst und dann eine Vollbremsung einlegen muss. Es gibt auf verschiedenen Anlagemärkten Zeichen für übermäßige Risikobereitschaft, auch auf dem Markt für Unternehmensanleihen. Dieses Ungleichgewicht könnte möglicherweise außer Kontrolle geraten. Die Kreditgeber gaben kürzlich ihrer Sorge um die Höhe der Covenant-lite-Darlehen nach der Zunahme der Emissionen in den jüngsten Jahren Ausdruck.Ein weiteres Problem ist die hohe Fremdfinanzierung bei Gewerbeimmobilien, da dieser Sektor in der Vergangenheit häufig auf Wendepunkte im Kreditzyklus hinwies.

Was andere potenzielle Wege in eine Rezession betrifft, so hat man auch weiterhin Angst vor einem globalen Handelskrieg. Donald Trump könnte zwar möglicherweise den Rückzug der USA aus dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA bewirken, was zwar wahrscheinlich keine Rezession auslösen, jedoch beträchtlichen Schaden in der Region anrichten dürfte. Wesentlich beunruhigender ist, dass Trump auf Kollisionskurs mit Peking geht, da er hart gegen die Importe aus China durchgreifen will, um seine protektionistischen Versprechen an die Wähler des amerikanischen Rust Belt zu erfüllen.

Die US-Behörden, die erst kürzlich hohe Zölle auf Solarmodule und Waschmaschinen  verhängten, scheinen den Druck verstärken zu wollen. Bestimmten Berichten zufolge könnte Trump breit abgestützte Handelsbeschränkungen auferlegen, einschließlich Zölle auf eine ganze Warenklasse wie Elektronik, was zu einem umfassenden Handelskrieg führen könnte.

Trotz des Getöses und der Angeberei des Weißen Hauses hat Trump der US-Wirtschaft bisher keinen echten Schaden zugefügt. Das könnte sich jedoch aufgrund seiner Neigung zu Unvorhersehbarkeit ändern. Man muss sich  jedoch unbedingt der Tatsache bewusst sein, dass trotz aller äußeren Erschütterungen oder selbst geldpolitischer Erschütterungen normalerweise ein Bilanzproblem erforderlich ist, um eine Rezession auszulösen.

Daher gibt es für uns bisher nur wenige Gründe, uns Sorgen um den US-Konjunkturausblick zu machen und wir gehen davon aus, dass sich die Expansion noch eine Zeit lang fortsetzen wird. Wir dürfen nicht vergessen, dass die bevorstehenden Konjunkturmaßnahmen der Wirtschaft deutlichen Auftrieb verleihen dürften.

Anleger müssen jedoch über das nächste Jahr bzw. die nächsten beiden Jahre hinaus bestimmte Risiken aufmerksam im Auge behalten. Jede Expansion endet einmal. Am Ende der derzeitigen Expansion werden die Zinsen wahrscheinlich niedriger sein als sie es zu Beginn einer Rezession jemals gewesen sind. Das führt natürlich zu Bedenken, dass die Fed nur beschränkten Spielraum haben wird, um dem Abschwung entgegenzuwirkenl.

Quellenangaben

1 The National Bureau of Economic Research

2 The potential increase in corporate debt interest rate payments from changes in the federal funds rate , Federal Reserve Finance and Economics Discussion Series Notes, November 2017

3 'US mid-market lenders concerned about leverage, loan docs', Reuters, Januar 2018

Autor

WICHTIGE INFORMATIONEN

Dieses Dokument richtet sich nur an professionelle Kunden und Berater. Darf nicht von Einzelhandelskunden eingesehen oder verwendet werden.

 Sofern nicht anders angeführt, stammen sämtliche Angaben von Aviva Investors Global Services Limited (Aviva Investors). Stand: 1. Dezember 2017.

Sofern nicht anders angegeben, kommen alle Einschätzungen und Ansichten von Aviva Investors. Sie dürfen keinesfalls als Garantie für Renditen aus Investitionen, die von Aviva Investors verwaltet werden, noch als Beratung angesehen werden. Die hier enthaltenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für verlässlich halten. Sie wurden von Aviva Investors jedoch nicht unabhängig überprüft. Für Ihre Richtigkeit wird keine Garantie übernommen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die zukünftige Performance zu. Der Wert einer Anlage und die damit erzielten Erträge können sowohl steigen als auch fallen. Möglicherweise erhält der Anleger den ursprünglich investierten Betrag nicht zurück. Dieses Dokument sowie alle Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Anlageklassen und Finanzmärkte sind in keiner Weise als Beratung beabsichtigt und dürfen nicht als Beratung verstanden werden. Dieses Dokument ist keine Empfehlung, eine Anlage zu kaufen oder zu verkaufen.

In Großbritannien und Europa wurde dieses Dokument von Aviva Investors Global Services Limited, in England unter der Nummer 1151805 eingetragen, verfasst und veröffentlicht. Sitz: St. Helen’s, 1 Undershaft, London, EC3P 3DQ. In Großbritannien von der Financial Conduct Authority (FCA) zugelassen und beaufsichtigt. Kontaktieren Sie uns unter Aviva Investors Global Services Limited, St. Helen’s, 1 Undershaft, London, EC3P 3DQ. Telefongespräche mit Aviva Investors können zu Schulungs- oder Überwachungszwecken aufgezeichnet werden. In Singapur wird dieses Dokument über eine Vereinbarung mit Aviva Investors Asia Pte. Limited ausschließlich für institutionelle Investoren bereitgestellt. Wir weisen darauf hin, dass Aviva Investors Asia Pte. Limited kein unabhängiges Research oder Analysen zur Substanz oder Erstellung dieses Dokuments beiträgt. Die Empfänger dieses Dokuments müssen sich für alle Angelegenheiten in Bezug auf dieses Dokument oder die sich aus diesem ergeben an Aviva Investors Asia Pte. Limited wenden.

Aviva Investors Asia Pte. Limited, ein nach dem Recht von Singapur gegründetes und unter der Nummer 200813519W eingetragenes Unternehmen, verfügt über eine gültige Capital Markets Services Licence für Fondsmanagement-Aktivitäten gemäß dem Securities and Futures Act (Singapore Statute Cap. 289) und ist für die Zwecke des Financial Advisers Act (Singapore Statute Cap.110) ein Asian Exempt Financial Adviser. Sitz: 1Raffles Quay, #27-13 South Tower, Singapore 048583. In Australien wird dieses Dokument über eine Vereinbarung mit Aviva Investors Pacific Pty Ltd ausschließlich für Firmenkunden bereitgestellt.

Wir weisen darauf hin, dass Aviva Investors Pacific Pty Ltd kein unabhängiges Research oder Analysen zur Substanz oder Erstellung dieses Dokuments beiträgt. Die Empfänger dieses Dokuments müssen sich für alle Angelegenheiten in Bezug auf dieses Dokument oder die sich aus diesem ergeben an Aviva Investors Pacific Pty Ltd wenden. Aviva Investors Pacific Pty Ltd, eine Gesellschaft nach australischem Recht mit der australischen Geschäftsnummer 87 153 200 278 und der australischen Gesellschaftsnummer 153 200 278 besitzt eine australische Finanzdienstleistungslizenz (AFSL 411458) der Australian Securities and Investments Commission. Geschäftsadresse:

 Level 30, Collins Place, 35 Collins Street, Melbourne, Vic 3000, Australien.

J25870-RA18/0195/01012019

Ähnliche Ansichten