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Wahlen in Indien: Modis zweite Chance?

Indiens Premierminister Narendra Modi sieht sich bei den bevorstehenden Parlamentswahlen mit drängenden wirtschaftlichen, sozialen und politischen Problemen konfrontiert. Zurück von seiner Investment-Research-Reise in Mumbai betrachtet Portfoliomanager Aaron Armstrong die wichtigsten Auswirkungen für die Anleger.

Lesedauer: 3 Minuten

India’s prime minister Narendra Modi
arindambanerjee / Shutterstock.com

Narendra Modi schrieb 2014 Geschichte, als seine Bharatiya Janata Party (BJP) die erste Partei des Landes wurde, die außer der Kongresspartei eine Mehrheit im Unterhaus des Parlaments gewann. Modi und die BJP gelangten mit dem Versprechen an die Macht, die schwächelnde Wirtschaft wiederzubeleben und gegen die Korruption vorzugehen. Am Ende von Modis fünfjähriger Amtszeit sind seine Errungenschaften jedoch durchwachsen. Das Wachstum liegt unter den Erwartungen, während die Arbeitslosigkeit weiterhin eine zentrale Herausforderung darstellt. Die Bemühungen, die Unabhängigkeit der Zentralbank zu untergraben, und eine populistische Tendenz im Vorfeld der Wahlen haben für Verwunderung gesorgt.

Trotz dieser Herausforderungen hat seine Regierung Fortschritte bei einigen entscheidenden Wirtschaftsreformen erzielt. Der MSCI India Index hat sich im vergangenen Jahr in US-Dollar gemessen besser entwickelt als das breitere Schwellenmarktuniversum und verzeichnete in den zwölf Monaten bis zum 31. März 2019 eine Rendite von 3,9 Prozent, verglichen mit einem Rückgang von rund 9,5 Prozent des MSCI Emerging Markets Index. (Siehe nachstehende Tabelle)  

MSCI Emerging Markets Index

Aaron Armstrong, Global Emerging Market Equities Portfoliomanager bei Aviva Investors, erklärt, warum die bevorstehenden Wahlen 2019 in Indien – die zwischen dem 11. April und dem 19. Mai stattfinden – dem Land und seiner Wirtschaft entweder einen Aufwind bescheren werden oder einen Rückschritt bedeuten, und wo er die attraktivsten Anlagemöglichkeiten sieht. 

Was steht bei den bevorstehenden Wahlen auf dem Spiel?

Unser Basisszenario ist, dass die BJP eine starke Koalition der National Democratic Alliance anführt. Vieles hängt von der Anzahl der Sitze ab, die die BJP im Unterhaus gewinnt. Es sind mindestens 230 bis 240 Sitze erforderlich, um eine starke Basis für den Aufbau einer Koalition zu schaffen. In diesem Szenario würde sich die derzeitige reform- und entwicklungsorientierte Politik wahrscheinlich fortsetzen. 

Eine schwächere, von der BJP geführte Koalition würde sich für die Finanzmärkte zwar als weniger stabil erweisen, aber das schlimmste Szenario wäre eine von der Kongresspartei geführte Regierung. Die Anleger müssten eine mögliche Rückkehr zu einem Wirtschaftsmanifest auf der Grundlage von Zuwendungen und Einkommensgarantien befürchten. Dieses Szenario ist jedoch zu diesem Zeitpunkt eher unwahrscheinlich.

Wie stehen die BJP und die Kongresspartei im Vergleich da?

Modi und die BJP versprachen vor den Wahlen im Jahr 2014 eine dynamischere Wirtschaft. Die Regierung hat Infrastrukturinvestitionen erhöht und bessere Bedingungen für Unternehmen geschaffen, doch eine Belebung des Wirtschaftswachstums oder der Beschäftigung will sich nach wie vor nicht einstellen.

Zwar schmälert eine schwächere Wirtschaft die Chance einer Wiederwahl der BJP erheblich, die Opposition ist jedoch nicht in der Lage, diese Gelegenheit zu nutzen. Der Kongresspartei fehlt es an einem populären Führer mit einer ausreichenden öffentlichen Persönlichkeit, um Narendra Modi herauszufordern, und an einer klaren Politik, die den Bedürfnissen des modernen Indiens gerecht wird.

Wie wirkt sich die Wahl auf die Politikgestaltung aus?

Erwartungsgemäß hat sich ein gewisses Maß an Populismus in die Finanzpolitik eingeschlichen, wobei die Regierung höhere Ausgaben aufwendet, um die Wähler in ländlichen Regionen anzusprechen. Darüber hinaus ersetzte die Regierung im Dezember 2018 abrupt den Vorsitzenden der Zentralbank durch einen Insider, der stärker im Einklang mit ihrer politischen Agenda stand. Diese Änderung hat zu einer Lockerung der Geldpolitik im Vorfeld der Wahlen geführt. Dies wirft zwar langfristig Fragen hinsichtlich der Unabhängigkeit der Zentralbank auf, niedrigere Zinsen könnten der Wirtschaft jedoch einen leichten Schub verleihen.

Was ist mit der Entwertung der Banknoten durch die Regierung im Jahr 2016, die heftig kritisiert wurde?

Dies ist möglicherweise die am meisten missverstandene Maßnahme in Modis Amtszeit. Im November 2016 wurden 86 Prozent der indischen Banknoten (nach Wert) unerwartet aus dem Verkehr gezogen und wurden über Nacht wertlos. Diese Maßnahme zwang alle, die Banknoten mit den zwei höchsten Geldscheinwerten besaßen, ihre Bestände bei einer lokalen Bankfiliale gegen neue Banknoten einzutauschen.

Ein Ziel dieser Maßnahme war es, illegal erworbenes Schwarzgeld aus dem System zu spülen. Tatsächlich wurde jedoch ein weitaus höherer Prozentsatz der Banknoten rechtmäßig umgetauscht als erwartet. In dieser Hinsicht blieben die Auswirkungen der Initiative hinter den Erwartungen zurück. Viel wichtiger als dieser Aspekt ist aber die Bedeutung der Formalisierung des Sparsystems. Die Geldentwertung zwang Millionen von Haushalten, zum ersten Mal formale Bankdienstleistungen in Anspruch zu nehmen, und trug dazu bei, sie in die formale Wirtschaft zu integrieren. Darüber hinaus wird der Schritt dazu beitragen, Milliarden von Dollar von Ersparnissen zu mobilisieren, die derzeit als unproduktive Sachwerte wie Gold und Banknoten „herumliegen“. Die Vermögens- und Einkommenssteuererklärung wird auch für eine striktere Einhaltung der Steuervorschriften sorgen und die Staatseinnahmen steigern.

Ist die Situation in Pakistan ein Wahlrisiko oder eine Chance für Modi?

In Bezug auf die indisch-pakistanischen Beziehungen sind mit Blick auf das Jahr 2014 himmelweite Unterschiede festzustellen. Modi lud den pakistanischen Premierminister Nawaz Sharif zu seiner Amtseinführung in Delhi ein und die frühen Phasen der Beziehung waren historisch gesehen vergleichsweise stabil. Die Spannungen flammten jedoch vor zwei Jahren und abermals zu Beginn dieses Jahres auf, als eine in Pakistan ansässige Dschihadisten-Gruppe die Verantwortung für einen Angriff übernahm, bei dem 40 indische paramilitärische Polizisten getötet wurden. Der erfolgreiche Raketenangriff auf einen Satelliten mit niedriger Umlaufbahn im März war ein weiterer nationalistischer Zug, der Indiens Raumfahrtfähigkeiten demonstrierte. Modis zunehmend nationalistische Haltung als Reaktion auf diese Spannungen hat ihn und seine Partei in den letzten Umfragen deutlich gestärkt.

Indien wird oft mit China verglichen, wenn es um seinen wirtschaftlichen Fortschritt geht. Wird Indien einen ähnlichen Weg bei der wirtschaftlichen Entwicklung einschlagen?

Indien wird in eine ähnliche Richtung gehen, aber die Art und Weise, wie es sein Ziel erreicht, wird sich wahrscheinlich sehr von China unterscheiden. Obwohl es Ähnlichkeiten gibt, wie etwa das Potenzial für Urbanisierung und steigende Einkommensstandards, wurde Chinas Wachstum in den letzten dreißig Jahren zu einem großen Teil von staatlichen Maßnahmen angetrieben. Demgegenüber wird das Wachstum der indischen Wirtschaft eher von Marktkräften und Anreizen zur Gewinnmaximierung bestimmt als von gemeinsamen Anstrengungen, die von einer zentralisierten Regierung diktiert werden. Auf dieser Grundlage könnte sich Indiens Weg holpriger erweisen als der Chinas, wobei der Schwerpunkt stärker auf privatwirtschaftlichen Unternehmen liegt, um die Wirtschaft voranzutreiben. Dies ist ein wichtiger Unterscheidungspunkt für Anleger mit erheblichen Auswirkungen auf die aktive Titelauswahl im eher unternehmerischen Umfeld Indiens.

Wo sehen Sie Gelegenheiten?

Die Finanzmärkte spiegeln eine höhere Wahrscheinlichkeit einer von Modi angeführten Regierung wider, sowohl im Hinblick auf die Aktienmärkte als auch auf die ausländischen Investitionen. In diesem Umfeld tendieren Aktien mit höherem Beta dazu, eine überdurchschnittliche Performance zu verzeichnen. Der Finanz- und Infrastruktursektor zeichnet sich dadurch aus, dass hier die Anlegerstimmung besonders stark mit den politischen Aussichten im Einklang steht. 

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RA19/0403/04042020

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