Die Klimawende bei Bestandsgebäuden und bestehender Infrastruktur ist für die Dekarbonisierung unserer Wirtschaft von entscheidender Bedeutung. Darauf entfallen 60% aller Emissionen weltweit1.
In Großbritannien werden 2050 80% des Gebäudebestands bereits gebaut sein2 und in den Entwicklungsländern wird sich der Bestand an Gebäuden und Infrastruktur bis 2060 verdoppelt haben (was einem Bestandszuwachs um ein ganzes New York City pro Monat entspricht)3. Deshalb brauchen wir ein radikales Umdenken in Bezug auf die Nutzung und Modernisierung von Gebäuden, Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur.
Tatsächlich hat das Institute for Government jüngst gewarnt, dass Großbritannien noch nicht realisiert hat, vor welcher Herkulesaufgabe das Land damit steht : „Diese Transformation ist eine weit größere Herausforderung als die Bewältigung der Coronakrise oder die Umsetzung des Brexit. Es bedarf dazu eines Wandels in jedem einzelnen Sektor der britischen Wirtschaft, nachhaltiger Investitionen über drei Jahrzehnte sowie grundlegender Veränderungen in unserer Lebensweise.“
Radikaler Wandel, Risiken und Neuausrichtung des Kapitals
Klimaneutralität (Net Zero) ist ein sehr ambitioniertes Ziel. Ohne radikale Verhaltensänderungen und neue Weichenstellungen in der Wirtschaft ist es unerreichbar. Für Anleger in Real Assets geht es dabei um die groß angelegte Elektrifizierung von Verkehr und Wärme, die schnelle Nutzung von Wasserstoff und die Entwicklung günstiger Technologien zur Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid.
Anleger spielen eine zentrale Rolle als Impulsgeber zur Bewältigung der größten Probleme der Gesellschaft
Mark Versey, CEO von Aviva Investors, ist sich völlig darüber im Klaren, vor welchen Herausforderungen wir stehen und „welche zentrale Rolle Anleger als Impulsgeber zur Bewältigung der größten Probleme der Gesellschaft spielen“, insbesondere in Bezug auf den Klimawandel.
Darryl Murphy, Managing Director und Head of Infrastructure bei Aviva Investors, würde sich ein stärkeres Eingreifen des Staates wünschen. „Ich freue mich, dass wir nun an einem Punkt angelangt sind, an dem der Staat genauer regelt, welche Art von Technologie gewünscht ist“, erläutert er.
Auch wenn von mancher Seite argumentiert wird, dass der Staat in diesen Fragen nicht der beste Standardsetzer ist, läuft uns doch einfach die Zeit davon. „Wir werden nichts erreichen, indem wir die Dinge einfach laufen lassen. Wir brauchen viel mehr Planung und Lenkung“, erläutert Murphy.
Auch Ed Dixon, Head of ESG für den Bereich Real Assets bei Aviva Investors, ist der Ansicht, dass der Staat eine Schlüsselfunktion hat, und wünscht sich eine bessere Nutzung des Bestands. „Ein Hochhaus in der Londoner City wird vielleicht abgerissen und durch ein neues ersetzt, obwohl es in brauchbarem Zustand ist und modernisiert werden könnte. Im Moment gibt es keinerlei rechtliche Regelungen, um dies zu verhindern. Im Gegenteil: Umsatzsteuerrechtlich ist „neu“ ein Bonus. Wir können nicht einfach so weitermachen und 20 Jahre alte Gebäude abreißen und durch Neubauten ersetzen, nur weil wir etwas anderes wollen,” sagt er.
Real-Asset-Investoren müssen detaillierte und belastbare Klimaneutralitätskonzepte entwickeln, um ihre Investments zukunftsfest zu machen
Real-Asset-Anlegern ist eine langfristige Perspektive vertraut: Dieser künftige Wandel beginnt heute. Da sich die Auswirkungen auf Portfolios schneller als allgemein erwartet bemerkbar machen könnten, müssen Anleger dringend detaillierte und belastbare Klimaneutralitätskonzepte entwickeln, um ihre Investments zukunftsfest zu machen.
Doch sollten Anleger risikofreudiger werden, um den notwendigen Wandel in Gang zu bringen? Letztlich lässt sich Klimaneutralität nicht ohne schnelle Reallokation von Kapital erreichen – was bedeutet, dass sich Investoren dieser Herausforderung stellen müssen, um weitaus drastischere Auswirkungen der Klimakrise abzuwenden.
Leider stellen die nötigen Veränderungen viele Menschen vor Probleme, obwohl bewährte Technologien zur Verfügung stehen. Doch der Wert von Immobilien, die ohne erhebliche Modernisierungsmaßnahmen keinen Net Zero-Standard mehr erfüllen, sinkt.
Die Zukunft nachhaltig gestalten
Damit ändern sich die Nachfragemuster auf Kundenseite. Daniel McHugh, Chief Investment Officer für den Bereich Real Assets bei Aviva Investors, ist sich dessen voll bewusst. „In unserem Selbstverständnis als engagierter Investor steht die Förderung des Übergangs zu einer CO2-armen und klimafreundlichen Welt nicht nur in Einklang mit unseren Werten, sondern entspricht auch absolut dem, was unsere Kunden inzwischen von uns erwarten“, erläutert er.
Wir haben das Thema Nachhaltigkeit ins Zentrum unseres Real Assets-Geschäfts gestellt
Es dürfte daher kaum überraschen, dass wir das Thema Nachhaltigkeit ins Zentrum unseres Real-Assets-Geschäfts gestellt haben. Und da wir uns zum Ziel gesetzt haben, für unsere gesamte Real Assets-Plattform mit einem Volumen von 47,3 Mrd. GBP bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen, haben wir uns auch dazu verpflichtet, dem in den verschiedenen Schichten des Anlageprozesses Rechnung zu tragen, von der Asset Origination über das Asset Management bis hin zum kontinuierlichen Dialog mit Stakeholdern.
Um diesen Anspruch durch messbare Maßnahmen abzusichern, haben wir uns fünf konkrete kurzfristige Zwischenziele gesteckt, die wir aller Voraussicht nach in den nächsten vier Jahren bis 2025 erreichen werden:
- Investments von 2,5 Mrd. GBP in CO2-arme, auf erneuerbare Energien ausgerichtete Infrastruktur und Gebäude
- Steigerung der Kapazitäten der CO2-armen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien auf 1,5 Gigawatt
- Ausreichung von klimaschutzorientierten Krediten in einem Volumen von 1 Mrd. GBP
- Ausrichtung von mindestens 50% aller neuen Strategien für Pool-Strukturen auf Nachhaltigkeit oder Wirkung
- Senkung der CO2-Intensität von Immobilien um 30% und der Energieintensität um 10%.
Zur Massenelektrifizierung in den Bereichen Verkehr und Wärme, die zur Deckung des wachsenden Energiebedarfs unumgänglich ist, haben wir seit 2015 über 5 Mrd. GBP in grüne Anlagen investiert, unter anderem in Solar-, Wind- und sonstige Kraftwerke sowie in den elektrischen Schienenverkehr. Dies entspricht für 2020 einer Kapazität von 730 MW an CO2-armer Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und dem Strombedarf von einer Million Häusern. Im Jahr 2020 haben wir uns ein neues Ziel gesetzt: 1,5 GW bis 2025. Davon haben wir bereits über 900 MW durch weitere Investments in On- und Offshore-Windanlagen erreicht.
Ob die Nutzung von Dächern im Immobilienbereich, direkte Investments in erneuerbare Energien im Infrastrukturbereich oder die Finanzierung großer Energieprojekte durch Private Debt: Mit unserer Expertise können wir zum Übergang in eine Wirtschaft mit geringen CO2-Emmissionen beitragen und gleichzeitig risikobereinigte Renditen in Wachstumsbranchen erzielen.
Auch unser Ziel aus dem Jahr 2020, bis 2025 nachhaltigkeitsorientierte Kredite in einem Volumen von 1 Mrd. GBP auszureichen, dürfte den gesellschaftlichen Wandel vorantreiben. Wir sind auf gutem Wege, dieses Ziel zu erreichen, und haben in nur sieben Monaten bereits über 600 Mio. GBP vergeben. Bei einem Kredit in Höhe von 100 Mio. GBP erhalten Kreditnehmer in der Regel einen finanziellen Anreiz von etwa 20 Basispunkten oder 200.000 GBP.
Unser neues unternehmenseigenes Rahmenwerk ist speziell auf die Klimawende bei Gebäuden ausgerichtet
Im Hinblick auf nachhaltigkeitsorientierte Kredite erläutert Dixon: „Unser neues unternehmenseigenes Rahmenwerk ist speziell auf die Klimawende bei Gebäuden ausgerichtet, ein Bereich, der am Immobilienmarkt zunehmend an Bedeutung gewinnt.“
Unsere Kreditnehmer haben bereits die vereinbarten Maßnahmen zur Emissionsreduzierung bei Vermögenswerten eingeleitet, die der Besicherung der Finanzierung dienen. Dazu gehört die Nachrüstung von Photovoltaikmodulen, die Senkung des Energiebedarfs durch effizientere Beleuchtung und Bepflanzung sowie die Einholung von Zertifikaten für ökologisches Bauen.
Die Vergabe von nachhaltigkeitsorientierten Krediten trägt letztlich dazu bei, den CO2-Fußabdruck der Investments von Kunden zu verringern, verbessert die finanzielle Stabilität der jeweiligen Kreditnehmer und senkt die langfristigen, mit der Klimawende verbundenen Risiken in der Immobilienbranche.
Über unsere eigenen Bemühungen hinaus wird dies viele positive Effekte haben, wenn wir es richtig angehen. Kooperationen und das Lernen von Best Practice in der Branche werden dabei eine wichtige Rolle spielen. Staatliche Regulierung und die Nachfrage auf Kundenseite lenken uns in die richtige Richtung, wir sollten aber auch aus dem Bewusstsein heraus handeln, dass der Weg in eine nachhaltigere Zukunft einfach der richtige Weg ist.
Oliver Rix, Partner für Energy, Utilities and Resources bei Baringa, formuliert es so: „Die Lebensqualität müsste so viel höher sein. Als Experten sprechen wir oft von verschiedenen Szenarien und wir vergleichen die Risiken und Kosten. Solche Ansätze sind notwendig, man muss aber auch verstehen und darüber sprechen, was dies für die Menschen konkret bedeutet. Dabei geht es um eine bessere Luftqualität, eine geringere Lärmbelastung, die nachhaltigere Nutzung von Böden, eine überlegte Raumordnung in ländlichen Regionen und eine Verbesserung der Biodiversität.“
Das bringt es auf den Punkt.
Hinweis: ESG- und klimabezogene Engagements, Ziele und Ausschlüsse können sich auf Ebene der Anlagestrategie und des Anlageportfolios je nach Land, Rechtsordnung und individuellen Kundenbedürfnissen unterscheiden.