Tatsächlich haben einige Ökonomen behauptet, dass es möglich ist, das Wirtschaftswachstum von Umweltschäden ‚abzukoppeln‘.
Das International Resource Panel (IRP) des Umweltprogramms der Vereinten Nationen weist darauf hin, dass Industrieländer tendenziell mehr Wachstum zu relativ niedrigeren Umweltkosten erzielen, auch wenn sie ihren Einsatz von Ressourcen absolut gesehen weiter steigern, da sie sich technologisch weiterentwickeln und effizienter werden.1
Die anhaltende Umstellung auf grüne Energie trägt zu dieser Art der ‚relativen‘ Abkopplung bei. In einem Artikel für die Zeitschrift Science im Jahr 2017 wies Barack Obama darauf hin, dass die US-Wirtschaft im Laufe seiner Präsidentschaft um mehr als 10 Prozent gewachsen ist, während die CO2-Emissionen des Energiesektors dank des Übergangs zu grüneren Energiequellen um 9,5 Prozent sanken.2
Dieser Übergang ist zwar zu begrüßen, doch ist anzumerken, dass Solarmodule und Windturbinen immer noch endliche Umweltressourcen wie Land und Materialien in Anspruch nehmen. Und einige Länder wie Deutschland und Japan, denen die Abkopplung scheinbar gelungen ist, „exportieren“ ihren Ressourcenverbrauch häufig, indem sie Waren verwenden, die im Ausland mit großen Mengen an Wasser und Mineralien produziert wurden. Insgesamt verbrauchen die entwickelten Volkswirtschaften immer noch weitaus mehr natürliche Ressourcen als die Entwicklungsländer: Das IRP hat festgestellt, dass der Durchschnittsbürger in einer entwickelten Volkswirtschaft wie Kanada 25 Tonnen Mineralien, Erze, fossile Brennstoffe und Biomasse pro Jahr verbraucht, im Vergleich zum Durchschnittsbürger in Indien mit vier Tonnen.3
Tim Jackson, Professor für nachhaltige Entwicklung an der University of Surrey und Berater von Aviva Investors, verfasste seinen bahnbrechenden Bericht ‚Wohlstand ohne Wachstum‘ 2009 über den Nachweis, dass Wachstum ab einem bestimmten Punkt das menschliche Wohlbefinden nicht weiter steigert.4 Diane Coyle fordert eine Verlagerung des Schwerpunkts auf den ‚Zugang‘ zu wirtschaftlichen Vorteilen, wobei die Erhaltung von ‚Naturkapital‘ ein zentrales Anliegen ist.
Der Happy Planet Index der New Economics Foundation ist einer der ersten globalen Indikatoren für nachhaltiges Wohlbefinden. Es erfasst globale Daten über Wohlbefinden, Lebenserwartung und ökologischen Fußabdruck, um einen Index zu ermitteln, welche Länder am effizientesten in der Lage sind, ihren Bürgern ein langes, glückliches Leben zu ermöglichen, während gleichzeitig die Bedingungen für zukünftige Generationen erhalten bleiben. 5
Da es noch keinen Konsens darüber gibt, wie das BIP reformiert oder ersetzt werden soll, ist es wahrscheinlich, dass die Debatte über die Vereinbarkeit von Wirtschaftswachstum und Umweltschutz fortgesetzt wird.