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Die Bewältigung des Klimawandels: Eine Kombination aus Klimaschutzmaßnahmen und Anpassung

Angesichts der Klimakrise, mit der die Menschheit konfrontiert ist, kommt der Vermögensverwaltungsbranche eine entscheidende Rolle zu. Wir sprachen mit der Hydrologin Emma Haziza, die einen Doktortitel von der Mines ParisTech hält und Gründerin sowie Präsidentin von Mayane ist, und mit Rick Stathers, einem Analysten/Spezialisten für Klimafragen bei Aviva Investors, um uns über den Stand der Dinge zu informieren. Zudem wollten wir mehr darüber erfahren, wie die Vermögensverwaltungsbranche Unternehmen bei ihren Bemühungen unterstützen kann, sich an den Klimawandel anzupassen.

Lesedauer: 4 Minuten

Warum ist es dringend notwendig, gegen Klimarisiken vorzugehen? 

Rick Stathers (Aviva Investors) — Im Pariser Abkommen von 2015 wurde das Ziel gesetzt, den durchschnittlichen Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 auf 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Vier Jahre später müssen wir erkennen, dass wir nur noch wenig Handlungsspielraum haben. Das für die Erreichung dieses Ziels verbleibende CO2-Emissionsbudget beträgt 420 Gigatonnen. Bei der derzeitigen Emissionsrate wird dieses Budget jedoch in 10 Jahren aufgebraucht sein. Wenn wir dieses Ziel erreichen wollen, müssten die Emissionen in jedem Jahrzehnt um die Hälfte gesenkt werden – das bedeutet eine Reduzierung um 7 % pro Jahr. Angesichts der bisher eingeführten Klimaschutzmaßnahmen und des begrenzten Potenzials der CO2-Abscheidungstechnologie ist dies äußerst fraglich.

Emma Haziza — Die Folgen der verschiedenen wissenschaftlichen Prognosen für unsere Umwelt und unsere Lebensweise sind schwer vorherzusagen, da wir in einer komplexen, globalisierten Welt leben und die Auswirkungen vielfältig sind. Unabhängig vom Szenario ist es jedoch wichtig zu verstehen, dass ein durchschnittlicher Temperaturanstieg bis zum Jahr 2100 nicht nur auf die „Klimaerwärmung“ beschränkt ist. Die Anreicherung der Treibhausgasemissionen seit dem letzten Jahrhundert, die zu einer CO2-Konzentration von mehr als 400 ppm in der Erdatmosphäre, dem höchsten Wert seit 3 bis 5 Millionen Jahren, geführt hat, verursacht einen „Klimawandel“, der weit über die „Erwärmung“ hinausgeht. Diese Begriffe werden jedoch immer noch falsch verwendet, was wahrscheinlich die Klimaskepsis verstärkt. 

Wie sieht der Klimawandel aus?

Emma Haziza — Um den Klimawandel zu verstehen, müssen wir erkennen, dass wir heute in einer instabilen Welt mit ausgeprägteren und schwer vorhersehbaren Wetterphänomenen leben. Die Luftmassen werden in manchen Regionen wärmer, in anderen aber auch kälter. Niederschläge werden seltener, aber auch extremer, was zu einem größeren Hochwasserrisiko führt. Dürren werden häufiger auftreten, was enorme Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die Trinkwasserversorgung hat. In diesem Sommer mussten einige französische Städte mit Tankwagen versorgt werden, was noch vor zwei oder drei Jahren undenkbar gewesen wäre. Die Menschen in Nordeuropa erleben häufiger Hitzewellen, manchmal schon im späten Frühjahr. Angesichts stark urbanisierter Gebiete, die durch menschliche Aktivitäten verändert wurden, ist es unerlässlich, sich zu fragen, ob unsere Häuser und unsere Wirtschaftsstruktur an diesen Klimawandel angepasst sind.

Gibt es bereits Konsequenzen für die Unternehmen?

Rick Stathers (Aviva Investors) — Absolut. Es gibt viele Beispiele. In Deutschland zum Beispiel wurde im Sommer 2017 der Verkehr auf dem Rhein wegen niedriger Wasserstände eingestellt. Dies ist eine wichtige Route für die Versorgung der Industrie im Rheingebiet mit Fertigwaren und Rohstoffen. In diesem Sommer wurden in Frankreich die Kernkraftwerke für mehrere Tage stillgelegt, da die Pumpen nicht genügend Wasser zur Kühlung der Reaktoren fördern konnten. Dies hätte die Stromnetze beeinträchtigen können. Kein Sektor wird sich den Auswirkungen des Klimawandels entziehen können. Die Unternehmen haben keine andere Wahl, als sich anzupassen.

Der Gedanke der „Anpassung“ taucht immer wieder auf. Reichen die Klimaschutzmaßnahmen nicht aus?

Emma Haziza — Wenn wir heute die Treibhausgasemissionen beenden würden, wären die Ergebnisse erst in 30 Jahren spürbar. Uns bleibt daher nichts anderes übrig, als uns an den durch frühere Emissionen verursachten Klimawandel anzupassen. Dies wirft die Frage auf, wie belastbar wir in Bezug auf extremere und häufigere Wetterphänomene sind, d. h. inwieweit wir fähig sind, auf diese zu reagieren und die negativen Auswirkungen abzumildern. Über die Planung von Szenarien bis 2100 hinaus ist es unerlässlich, Anpassungslösungen zu entwickeln, um das mittlerweile unvermeidliche Phänomen des Klimawandels zu bewältigen. Doch vorerst sind Anpassungslösungen das Stiefkind unter den politischen Maßnahmen, die zur Bewältigung der Klimarisiken ergriffen wurden. Der Großteil der Maßnahmen konzentriert sich nach wie vor auf die Reduzierung der Treibhausgasemissionen.

Rick Stathers (Aviva Investors) — Die Investitionen in Anpassungslösungen sind noch immer viel zu gering. Laut der Globalen Anpassungskommission[i] sind sie 20-mal niedriger als die Investitionen zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen. Darüber hinaus verursachen klimabedingte Naturkatastrophen jedes Jahr Tausende von Todesfällen und gigantische Kosten. Die Kosten allein im Jahr 2017 wurden auf 320 Milliarden US-Dollar geschätzt.[ii] Ob wir über Klimaschutzmaßnahmen oder Anpassungslösungen sprechen – alle Untersuchungen zeigen ein hohes Kosten-Nutzen-Verhältnis für frühzeitige Maßnahmen. Laut der Globalen Anpassungskommission1 könnten Investitionen in Anpassungsmaßnahmen in Höhe von 1`800 Milliarden US-Dollar in den Jahren 2020 bis 2030, die sich auf fünf Bereiche konzentrieren – Frühwarnsysteme, Anpassung der Infrastruktur, Verbesserungen in der Landwirtschaft, Schutz von Mangrovensümpfen, Schutz der Wasserressourcen – Nettogewinne von 7`100 Milliarden US-Dollar erbringen.

Sollten Anpassungslösungen durch internationale Koordination entwickelt werden?

Emma Haziza — Ich möchte einen Satz aus dem Brundtland-Report von 1987[iii] zitieren, in dem der Begriff „nachhaltige Entwicklung“ zum ersten Mal verwendet wurde: „The Earth is one but the world is not“ („Die Erde ist einmalig, die Welt jedoch sehr vielfältig“). Wirkungsvolle Anpassungslösungen müssen zielgerichtet und lokal sein, da die Erscheinungsformen des Klimawandels Gesellschaften und Regionen in der Welt auf völlig unterschiedliche Weise beeinflussen. Darüber hinaus ist das Klimarisiko Ausdruck der Verwundbarkeit einer Region. Das Klimarisikomanagement erfordert daher fundierte geologische Kenntnisse der Region, ein Verständnis für wirtschaftliche und soziale Fragen und die Fähigkeit, aus der Vergangenheit zu lernen. Die widerstandsfähigen Regionen der Zukunft werden weiterhin extremen klimatischen Phänomenen ausgesetzt sein, sich jedoch darauf einstellen, indem sie zuverlässige Warnsysteme schaffen, die es der Bevölkerung ermöglichen, solche Phänomene vorauszusehen und die Schäden zu begrenzen. In Südfrankreich entwickeln Städte wie Nîmes, die mit Hochwasserrisiken konfrontiert sind, Lösungen zur Warnung der Einwohner und passen ihre Umgebung an, indem sie aus vergangenen Katastrophen lernen. 

Könnte die Anpassung an den Klimawandel auch neue Märkte schaffen?

Emma Haziza — Eine wirkungsvolle Anpassung erfordert die Entwicklung neuer technologischer Prozesse und die Schaffung neuer Waren und Dienstleistungen. Es gibt bereits viele Wachstumschancen, z. B. bei Bauunternehmen, die Lösungen zur Verbesserung der Energieeffizienz im Wohn- und Verkehrsbereich entwickeln, Unternehmen, die Trinkwassermanagement und Bewässerungssysteme optimieren und sogar Unternehmen, die an der Küstenplanung beteiligt sind, um die steigenden Wasserstände zu bewältigen. Die Anpassung der privaten Akteure, sowohl auf Unternehmensebene als auch im privaten Bereich, durch eine Veränderung des Verhaltens hin zu gesünderen und weniger kohlenstoffintensiven Lebens- und Konsumgewohnheiten, wird entscheidend sein, um die Resilienz unserer Gesellschaften gegenüber dem Klimawandel zu verbessern.

Welche Rolle spielen also ein Klimaspezialist und sein Team für einen Vermögensverwalter wie Aviva, der die Umverteilung von Kapital in Richtung nachhaltiger Unternehmen beschleunigen will?

Rick Stathers — Unsere Rolle ist vielschichtig. Zunächst verfolgen wir die wissenschaftliche Forschung über die Entwicklung des Klimas und übersetzen sie in brauchbare Daten für unsere Portfoliomanagement-Teams. Darüber hinaus unterstützen wir die Teams bei der Analyse von Unternehmen, insbesondere unter Berücksichtigung der Klimarisiken, denen sie ausgesetzt sind, der daraus resultierenden Kosten und der Ressourcen, die sie für die Anpassung bereitstellen.

Ziel ist es, die Portfoliomanagement-Teams in die Lage zu versetzen, Unternehmen zu identifizieren, die Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise anbieten, aber auch, Investitionen in Unternehmen zu lenken, die zwar Klimarisiken ausgesetzt sind, jedoch beschlossen haben, ihr Wirtschaftsmodell zu optimieren, um ihr Überleben in dem neuen Umfeld zu sichern. Bei Bedarf kooperieren wir mit den Unternehmen, um sie bei der Verbesserung ihrer Leitlinien zum Klimarisikomanagement zu unterstützen. Darüber hinaus arbeiten wir mit der Branche und anderen Teilnehmern zusammen, um die Herausforderungen des Klimawandels weiterhin in die allgemeine Anlagepraxis und die Finanzdienstleistungen zu integrieren. Schließlich halten wir alle unsere Kunden und andere Interessenvertreter darüber auf dem Laufenden, was Aviva Investors und die breitere Aviva Group tun, um die Klimakrise zu bekämpfen, sowie über die Ergebnisse ihrer Bemühungen, die Auswirkungen ihrer Anlagen auf das Klima zu verringern.

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