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Wie der Kapitalismus zur Lösung der Klimakrise beitragen kann

Trotz des zunehmenden Rufs nach einem globalen „Green New Deal“ erklärt Steve Waygood, warum auch ein ergänzender internationaler Ausschuss für die Klimafinanzierung (International Panel on Climate Finance, IPCF) notwendig ist, wenn wir uns den vor uns liegenden Herausforderungen stellen wollen.

Lesedauer: 3 Minuten

Steve Waygood

Die Geschichte könnte durchaus auf 2019 zurückblicken als das Jahr, in dem die Welt endlich die Bedrohungen durch den Klimawandel ernst nahm. Doch mit dem Scheitern der Verhandlungen auf der Weltklimakonferenz (COP25) endete das Jahr mit einem dicken Wermutstropfen. Alden Meyer, der Klimaexperte der Vereinten Nationen, fasste die Entwicklung ganz richtig als eine „fast völlige Entkoppelung“ der Wissenschaft und der Ergebnisse der Verhandlungsführer auf der UN-Klimakonferenz 2019 in Madrid zusammen.1

Können die Kapitalmärkte so korrigiert werden, dass sie die Ambitionen im Rahmen des Pariser Abkommens verstärken?

Eine Schlüsselfrage, die es jetzt zu stellen gilt, ist, wie die Kapitalmärkte so korrigiert werden können, dass sie die Ambitionen im Rahmen des Pariser Abkommens eher verstärken als untergraben.

In den letzten Jahren wurden durch die Arbeit der Vereinten Nationen, der Weltbank, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Europäischen Union, des Financial Stability Board (FSB) und der nationalen Regierungen des Vereinigten Königreichs, Kanadas, Norwegens, Chinas, Singapurs und Malaysias enorme Fortschritte im Denken in diesem Bereich erzielt. Die erste „Green Finance Strategy“ (GFS) des britischen Finanzministeriums wurde im Juli 2019 eingeführt.2

Doch obwohl diese Initiativen sinnvoll sind, werden sie wirkungslos bleiben, es sei denn, sie sind Teil einer global koordinierten Strategie und Reaktion. Deshalb könnte die Einrichtung eines International Panel on Climate Finance (IPCF) eine wichtige Rolle spielen.

Das IPCF sollte ein auf den Kapitalmarkt fokussiertes Äquivalent zum Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change) sein, das sich auf die Wissenschaft rund um den Klimawandel konzentriert. Das Panel würde eine marktbasierte Analyse der Auswirkungen der Klimapolitik liefern. Die Beobachtungen würden durch die verschiedenen Marktoffenlegungen von Unternehmen und Investmentanalysten aus verschiedenen Sektoren und Regionen gesichert. Der Bericht würde jährlich veröffentlicht und als Markttest für die Wirksamkeit politischer Maßnahmen dienen. Dies würde die Überwachung von Artikel 2.1c des Pariser Abkommens erleichtern, der die „Konsistenz der Finanzströme mit einem Weg zu niedrigen Treibhausgasemissionen und einer klimabeständigen Entwicklung“ fordert.

Um effektiv zu sein, sollte das IPCF drei Kernfunktionen erfüllen.

Das IPCF sollte „die Temperatur“ jedes Mitgliedsstaates „messen“, indem es das in den heimischen Finanzmärkten eingebettete Treibhauspotenzial bewertet

Erstens sollte es als Marktthermometer fungieren. Auf jährlicher Basis sollte das IPCF „die Temperatur“ jedes Mitgliedsstaates „messen“, indem es das in den heimischen Finanzmärkten eingebettete Treibhauspotenzial bewertet.

Als solches würde das Gremium eine marktbasierte Analyse durchführen und feststellen, inwieweit die globalen Börsen, Finanzmarktteilnehmer und Kapitalströme mit den Zielen des Pariser Abkommens, die Temperaturen auf deutlich unter zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu halten, übereinstimmen oder davon abweichen. Die Beobachtungen müssten aus den verschiedenen Marktoffenlegungen von Unternehmen und Investmentanalysten aus verschiedenen Sektoren und Regionen gewonnen werden, insbesondere den Berichten der FSB Task Force zu klimabezogenen Offenlegungen.

Tatsächlich sollte der IPCF-Jahresbericht als Markttest für die Wirksamkeit der politischen Maßnahmen dienen und den Politikern, Verhandlungsführern und Entscheidungsträgern auf jeder Vertragsstaatenkonferenz (COP) zur Verfügung gestellt werden, um sie besser über die Meinung der Kapitalmarktteilnehmer zur Wahrscheinlichkeit der Umsetzung des Pariser Abkommens zu informieren. Dieser Bericht würde zudem Unternehmen, Anleger und die Öffentlichkeit besser informieren.

Das IPCF sollte eine bilaterale Beratung und den Kapazitätsaufbau für anbieten

Die zweite Funktion des IPCF würde den Kapazitätsaufbau für die Mitgliedstaaten umfassen. Auf Basis seiner Ergebnisse sollte das IPCF eine bilaterale Beratung und den Kapazitätsaufbau für Regierungen in Bezug auf zwei miteinander verbundene Bereiche anbieten: Best Practice bei den politischen Optionen zur Verringerung des Treibhauspotenzials ihrer Märkte in einer Weise, die einen fairen Übergang erleichtert und die Erstellung eigener nationaler Kapitalbeschaffungspläne des Mitgliedstaates.

Das IPCF sollte eng mit der UNO, dem IWF und der Weltbank zusammenarbeiten, um einen globalen Plan zur Beschaffung von Klimakapital zu erstellen

Drittens sollte das IPCF eng mit der UNO, dem IWF und der Weltbank zusammenarbeiten, um einen globalen Plan zur Beschaffung von Klimakapital zu erstellen. Dies wäre für die nationalen Kapitalbeschaffungspläne informativ und würde auf diesen aufbauen. Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt, dass wir 1 Billion US-Dollar jährlich benötigen, damit die Wirtschaft CO2-neutral wird.3 Um dies in den richtigen Kontext einzuordnen: Der Marshallplan zum Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg kostete damals 13,3 Milliarden US-Dollar, nach heutigem Wert 103,4 Milliarden US-Dollar. Das Apollo-Programm kostete damals 25,4 Milliarden US-Dollar, das sind heute etwa 150 Milliarden US-Dollar. Mit anderen Worten, die Welt muss das Vierfache des Marshallplans plus das Apollo-Programm aufwenden. Jedes Jahr.

Es mangelt nicht an Kapital zur Finanzierung des Klimawandels. Was fehlt, ist ein klarer Plan und die finanziellen Anreize dazu

Das ist zwar eine riesige Geldsumme, der Kapitalbestand an Kapitalmärkten beträgt jedoch mehr als 300 Billionen US-Dollar. Es mangelt nicht an Kapital zur Finanzierung des Klimawandels. Was fehlt, ist ein klarer Plan und die finanziellen Anreize dazu. Die vom IPCF koordinierten Kapitalbeschaffungspläne würden Folgendes enthalten: einen Überblick über die erforderliche Infrastruktur, das benötigte Kapital und die Finanzierung, die über Infrastrukturinvestitionen, Projektfinanzierung, Unternehmensschulden, ausländische Direktinvestitionen, Kapitalbeteiligungen sowie Schulden von staatlichen und multilateralen Entwicklungsbanken aufgebracht werden könnte.

Jeder Teil der Gesellschaft muss angesichts des Klimawandels wirksame und dringende Maßnahmen ergreifen. Und während der Kapitalismus von vielen als der Hauptgrund für die Krise, in der wir uns befinden, angesehen wird, müssen wir, um zur Lösung der vor uns liegenden schweren und komplexen Aufgabe beizutragen, die durch ein marktorientiertes System angetriebene Innovation und Kreativität nutzen. Ein Green New Deal – ergänzt durch das IPCF – wird dringend benötigt, um die derzeit konfuse globale Klimastrategie kohärent gestalten zu können.

Bitte setzen Sie sich mit uns in Verbindung, wenn Sie an dieser Initiative teilnehmen möchten.

steve.waygood@avivainvestors.com

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