Die Finanzbranche darf nicht länger die Augen davor verschließen, welche Risiken der Verlust der Biodiversität birgt, sondern muss die Chancen nutzen, die sich aus umweltfreundlichen Lösungen ergeben, meinen Eugenie Mathieu, Julie Zhuang und Jonathan Toub.

Dieser Artikel informiert Sie über:

  • Geschäftsrisiken aufgrund des Verlusts der biologischen Vielfalt
  • Möglichkeiten von Anlegern, im Kampf gegen die Umweltzerstörung auf politische Entscheidungsträger und Unternehmen einzuwirken
  • Anlagechancen, die aus Aktivitäten mit positiver Wirkung auf die Umwelt entstehen

Die Erosion des „Naturkapitals“, also der natürlichen Ressourcen unserer Erde, birgt hohe finanzielle Risiken. Dieser Begriff umfasst alle Lebewesen, aber auch Luft, Wasser, geologische Ressourcen und Böden.

Schätzungen zufolge sind 55 Prozent des weltweiten Bruttoinlandprodukts (rund 44 Bio. USD) von einer weitgehend intakten Biodiversität und funktionierenden Ökosystemen abhängig. Somit stellt die Umweltzerstörung für Unternehmen in vielen Branchen eine Bedrohung dar.1

Für einige Akteure eröffnen sich durch die nachhaltigere Ausrichtung ihres Geschäfts und die Entwicklung umweltfreundlicherer Lösungen aber auch neue Geschäftsmöglichkeiten.

In dieser Gesprächsrunde erörtern die Teammitglieder der Natural Capital Transition-Strategie von Aviva Investors, Senior Impact Analyst Eugenie Mathieu (EM), Portfoliomanagerin Julie Zhuang (JZ) und Portfoliomanager Jonathan Toub (JT), welche Auswirkungen diese Entwicklungen für Anleger haben.

Die Finanzwelt begreift allmählich, dass die Menschheit der Umwelt schadet. Warum erst jetzt?

JZ: In den letzten Jahrzehnten haben Naturkatastrophen zugenommen. Die Waldbrände im Amazonasgebiet oder in Kalifornien sind nur ein Beispiel. Diese Ereignisse zeigen, wie sehr wir die Erosion unseres Naturkapitals und die damit einhergehenden Risiken unterschätzt haben. Außerdem wächst in Anlegerkreisen die Erkenntnis, dass durch ein besseres Management der Umweltrisiken im Rahmen einer Biodiversitätsstrategie Chancen entstehen.

JT: Da Anleger das Klimarisiko inzwischen in ihren Portfolios berücksichtigen und sie sich mit potenziellen Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels befassen, hat sich ihr Bewusstsein für die Interaktion zwischen gesunden Ökosystemen und Klima geschärft. Sie sind auch besser denn je über die Umweltzerstörung informiert.

Hat Ihr Research Erkenntnisse geliefert, die das ganze Ausmaß der Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Natur untermauern? 

Die Ausbeutung der Natur wird auf längere Sicht auch die Wirtschaft schädigen

JZ: Die Daten zum sechsten Massenaussterben („Sixth Great Extinction“) sind schockierend. Dem Living Planet Report des World Wildlife Fund zufolge ist die Population wild lebender Arten seit 1970 um durchschnittlich 68 Prozent gesunken.2

Die Ausbeutung der Natur hat zu einem starken weltweiten BIP-Wachstum geführt, wird jedoch längerfristig negative wirtschaftliche Auswirkungen haben, da wir auf diese Weise unsere Lebensgrundlage zerstören.

Welche Sektoren sind in erster Linie für den Biodiversitätsverlust verantwortlich?

JT: Der WWF-Bericht zeigt, dass der Landwirtschaftssektor für 70 Prozent des Rückgangs der biologischen Vielfalt im terrestrischen Ökosystem verantwortlich ist. Der Sektor trägt außerdem die Verantwortung für 80 Prozent der weltweiten Entwaldung, 29 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen und bis zu 70 Prozent des Süßwasserverbrauchs auf der Erde.3

Die zentrale Frage ist: Wie gelingt es uns, die Ernährung der Menschheit sicherzustellen und gleichzeitig unseren Planeten zu schützen? Statt einer Intensivierung der Landwirtschaft benötigen wir Konzepte wie die Präzisions- und regenerative Landwirtschaft mit effizienteren Lösungen für Düngung und Bewässerung. Auch die Nahrungsmittelverschwendung muss reduziert werden.

Wie können Anleger – außer durch Vermeidung von umweltschädlichen Sektorbereichen wie der Intensivlandwirtschaft – ihre Portfolios vor den Risiken infolge des Biodiversitätsverlusts schützen?

JZ: Anleger können in Unternehmen investieren, die in ihrer Branche im Transformationsprozess eine Vorreiterrolle einnehmen, und sich im Dialog mit diesen Unternehmen dafür einsetzen, diesen Prozess konsequenter und schneller umzusetzen. Unternehmen, die jetzt den richtigen Weg einschlagen, sollten auf lange Sicht eine überdurchschnittliche Wertentwicklung erzielen.

Anleger können auf innovative Unternehmen setzen, die direkt zum Schutz der Umwelt beitragen

Anleger können auch auf innovative Unternehmen setzen, die mit ihren Produkten oder Dienstleistungen direkt zum Schutz der Umwelt beitragen oder die negativen Auswirkungen des menschlichen Handelns verringern. Gute Anlagechancen bieten möglicherweise Unternehmen, die in den Bereichen Präzisionslandwirtschaft, nachhaltige Tierernährung, Abwassermanagement, Fleischersatzprodukte, Kreislaufwirtschaft, Plastikvermeidung oder biologisch abbaubare Materialien tätig sind.

JT: Anleger können außerdem bei makroökonomischen Themen auf die politischen Entscheidungsträger Druck ausüben, da der Markt manche Probleme nicht ohne Unterstützung lösen kann. Zwischenstaatliche Gespräche auf hoher Ebene werden sich auf die Bedingungen der Geschäftstätigkeit der Unternehmen auswirken. Unser Ziel ist es, bessere Umweltschutzstandards durchzusetzen.

Wenn Anleger ESG-Kriterien mehr Beachtung schenken, profitieren umweltfreundliche Unternehmen dann von einem „Green Premium“-Effekt?

JZ: Einige Technologieunternehmen in der Frühphase, die Lösungen mit positiver Umweltwirkung entwickeln, werden von den Anlegern bereits für ihr „grünes“ Geschäftsmodell belohnt. Bei manchen Unternehmen (zum Beispiel aus den Bereichen biologisch abbaubare Kunststoffe oder Fleischersatzprodukte) spiegelt der Aktienkurs jedoch noch nicht die Chancen wider, die sich bei einem langfristigen Anlagehorizont ergeben könnten.

In vielen Fällen werden die Fortschritte der Unternehmen im Hinblick auf das Management von Biodiversität und Umweltrisiken vom Markt noch unterschätzt. Wenig Beachtung finden zum Beispiel häufig auch Unternehmen, die sich mit der Prüfung, Inspektion und Zertifizierung von Naturkapital befassen, obwohl sie zu weltweit besseren Standards für das Management von Biodiversitätsrisiken beitragen.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Zusammenstellung und Analyse von Daten zu Naturkapital?

JZ: Die Bewertung der Umweltauswirkungen eines Unternehmens kann schwierig sein, da wir nicht wie bei den CO2-Emissionen über eine einheitliche Messgröße verfügen, die alle erforderlichen Informationen liefert.

Es gibt keine einheitliche Messgröße zur Bewertung der Umweltauswirkungen eines Unternehmens

Auch der Vergleich zwischen den einzelnen Unternehmen ist problematisch. Ein Getränkehersteller belastet die Umwelt hauptsächlich durch die Verpackungen, die Beschaffung der Inhaltsstoffe (etwa Kaffee oder Kakao) und den Wasserverbrauch. Bei einer Bank spielen dagegen andere Faktoren eine Rolle, zum Beispiel die Kreditvergabebedingungen an Unternehmen aus sogenannten High-Impact-Sektoren. Derzeit ist es nicht möglich oder sinnvoll, eine Bank mit einem Getränkeunternehmen anhand ähnlicher Messgrößen zu vergleichen.

Anleger müssen sich daher ein Bild über die wichtigsten Risiken in dem jeweiligen Sektor machen und hierfür Informationen aus unterschiedlichen Quellen heranziehen. Unser eigenes Modell zu Übergangsrisiken nutzt viele verschiedene Datensätze, um ein möglichst umfassendes Bild zu erhalten.

EM: Branchenübergreifende Initiativen zur Verbesserung und Standardisierung der verfügbaren Daten lassen bereits Fortschritte erkennen. Die Task Force on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) schafft beispielsweise in Anlehnung an die Arbeit der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) ein Rahmenwerk, um ein konkreteres Bild über die Auswirkungen von Unternehmen auf die Umwelt und bessere Informationen über das Risikomanagement zu vermitteln. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung.

In dem 2021 veröffentlichten Dasgupta-Bericht über die Ökonomie der Artenvielfalt („The Economics of Biodiversity“) geht es unter anderem auch darum, dass wir zum Richter über unser eigenes Tun werden müssen.4  Bis zu einem gewissen Grad werden Vermögensverwalter diese Aufgabe für Sparer und Anleger in Altersvorsorgeprodukte übernehmen. Sehen Sie sich in dieser Rolle?

JT: Ich freue mich, dass Biodiversität in unserer Branche nun Beachtung findet. Doch es gibt viele Aspekte, die zu berücksichtigen sind. Ich bin auch der Meinung, dass es unsere Aufgabe ist, Kunden bei der Auswahl nachhaltiger Anlagen zu unterstützen, indem wir Unternehmen ausfindig machen, die bei der Reduzierung der negativen Auswirkungen, die sie selbst und ihre Kunden auf die Umwelt haben, unseres Erachtens eine führende Rolle einnehmen. Doch hierfür müssen wir alle Zusammenhänge kennen. Deswegen sind verlässliche Daten so wichtig.

Anleger in Naturkapital müssen sich auf zwei Ziele konzentrieren

JZ: Aus Gründen der Glaubwürdigkeit und Integrität müssen sich Anleger in Naturkapital auf zwei Ziele konzentrieren: eine positive Wirkung auf die Umwelt und eine gute Anlagerendite. Wenn die als Investment ausgewählten Unternehmen ihre Versprechen nicht halten, ist es wichtig, sich näher mit dem Thema aktive Einflussnahme oder dem Zeitpunkt für einen Ausstieg zu befassen.

Wesentliche Risiken

Anlagerisiko

Der Wert einer Anlage und die damit erzielten Erträge können aufgrund von Währungs- und Wechselkursschwankungen sowohl steigen als auch fallen. Möglicherweise erhalten Anleger den ursprünglich investierten Betrag nicht zurück.

Schwellenländerrisiko

Der Fonds investiert in Schwellenländern. Diese Märkte können volatil sein und höhere Risiken bergen als Industriestaaten.

Ähnliche Einblicke

Wichtige Informationen

DIES IST EINE MARKETINGMITTEILUNG

Soweit nicht anders angegeben, stammen alle Informationen von Aviva Investors Global Services Limited (AIGSL). Sofern nicht anders angegeben, sind alle Ansichten und Meinungen jene von Aviva Investors. Die Aussagen garantieren keine Gewinne aus Geldanlagen, die von Aviva Investors verwaltet werden, und sind nicht als Anlageempfehlungen zu verstehen. Die aufgeführten Informationen wurden aus für zuverlässig befundenen Quellen bezogen, jedoch nicht auf unabhängige Weise von Aviva Investors geprüft und ihre Richtigkeit kann nicht garantiert werden. Die frühere Wertentwicklung ist kein Anhaltspunkt für die zukünftige Performance. Der Wert und die Erträge von Anlagen können sowohl steigen als auch fallen und unter Umständen erhält ein Anleger den ursprünglich investierten Betrag nicht in vollem Umfang zurück. Alle Angaben in diesem Material, einschließlich Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Anlageklassen und Finanzmärkte, sind als Rat oder Empfehlung jedweder Art gedacht und sollten nicht als solche ausgelegt werden. Bei den angegebenen Daten kann es sich um Hypothesen oder Prognosen handeln, die bei veränderten Marktbedingungen möglicherweise nicht eintreten werden und die keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen. Dieses Material stellt keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf einer Anlage dar.

Die hier enthaltenen Informationen dienen lediglich der allgemeinen Orientierung. Alle Personen im Besitz dieser Informationen sind selbst dafür verantwortlich, sich über die geltenden Gesetze und Bestimmungen in den einschlägigen Rechtsordnungen zu informieren und diese zu befolgen. Die hier enthaltenen Informationen stellen weder ein Angebot noch eine Aufforderung in Rechtsordnungen oder an Personen dar, in denen oder an die ein solches Angebot oder eine solche Aufforderung rechtswidrig wäre.

In Europa wird dieses Dokument von Aviva Investors Luxembourg S.A. herausgegeben. Eingetragener Geschäftssitz: 2 rue du Fort Bourbon, 1st Floor, 1249 Luxemburg. Beaufsichtigt durch die Commission de Surveillance du Secteur Financier. Ein Unternehmen der Aviva-Gruppe. Im Vereinigten Königreich herausgegeben von Aviva Investors Global Services Limited, eingetragen in England unter der Nr. 1151805. Eingetragener Geschäftssitz: 80 Fenchurch Street, London, EC3M 4AE, Vereinigtes Königreich. Zugelassen und beaufsichtigt durch die Financial Conduct Authority. Firmenreferenznr. 119178. In der Schweiz wird dieses Dokument von Aviva Investors Schweiz GmbH herausgegeben.

In Singapur wird dieses Material durch eine Vereinbarung mit Aviva Investors Asia Pte. Limited (AIAPL) für die Verteilung ausschließlich an institutionelle Anleger ausgegeben. Bitte beachten Sie, dass AIAPL keine unabhängige Recherche oder Analyse bezüglich Inhalt oder Erstellung dieses Materials betreibt. Empfänger dieses Materials müssen AIAPL hinsichtlich aller Angelegenheiten, die sich aufgrund von oder in Zusammenhang mit diesem Material ergeben, kontaktieren. AIAPL, eine gemäß den Gesetzen von Singapur gegründete Gesellschaft mit der Registernummer 200813519W, verfügt über eine gültige Capital Markets Services Licence für die Durchführung von Fondsverwaltungsaktivitäten gemäß dem Securities and Futures Act (Singapore Statute Cap. 289) und gilt als Asian Exempt Financial Adviser im Sinne des Financial Advisers Act (Singapore Statute Cap.110). Eingetragener Geschäftssitz: 138 Market Street, #05-01 CapitaGreen, Singapur 048946. In Australien wird dieses Material durch eine Vereinbarung mit Aviva Investors Pacific Pty Ltd (AIPPL) für die Verteilung ausschließlich an Großanleger ausgegeben. Bitte beachten Sie, dass AIPPL keine unabhängige Recherche oder Analyse bezüglich Inhalt oder Erstellung dieses Materials betreibt. Empfänger dieses Materials müssen AIPPL hinsichtlich aller Angelegenheiten, die sich aufgrund von oder in Zusammenhang mit diesem Material ergeben, kontaktieren. AIPPL, eine nach australischem Recht gegründete Gesellschaft mit der Australian Business Number 87 153 200 278 und der Australian Company Number 153 200 278, verfügt über eine Australian Financial Services License (AFSL 411458) der Australian Securities and Investments Commission. Geschäftsadresse: Level 27, 101 Collins Street, Melbourne, VIC 3000 Australia.

Der Name „Aviva Investors“ bezieht sich in diesem Material auf die globale Organisation aus verbundenen Vermögensverwaltungsgesellschaften, die unter dem Namen Aviva Investors agiert. Jede mit Aviva Investors verbundene Gesellschaft ist eine Tochtergesellschaft von Aviva plc, einem börsennotierten multinationalen Finanzdienstleistungsunternehmen mit Sitz im Vereinigten Königreich.

Aviva Investors Canada, Inc. („AIC“) mit Sitz in Toronto ist in der nordamerikanischen Region der globalen Organisation aus verbundenen Vermögensverwaltungsgesellschaften, die unter dem Namen Aviva Investors agiert. AIC ist bei der Ontario Securities Commission als Commodity Trading Manager, Exempt Market Dealer, Portfolio Manager und Investment Fund Manager registriert. AIC ist außerdem in allen kanadischen Provinzen als Exempt Market Dealer und Portfolio Manager sowie ggf. in bestimmten anderen anwendbaren Provinzen als Investment Fund Manager registriert.

Aviva Investors Americas LLC ist ein bei der U.S. Securities and Exchange Commission staatlich registrierter Investment Advisor. Außerdem ist Aviva Investors Americas bei der Commodity Futures Trading Commission („CFTC“) als Commodity Trading Advisor („CTA“) registriert und ein Mitglied der National Futures Association („NFA“). Part 2A des AIA ADV-Formulars, das Hintergrundinformationen zu der Gesellschaft und ihren Geschäftspraktiken liefert, ist auf schriftlichen Antrag an folgende Adresse erhältlich: Compliance Department, 225 West Wacker Drive, Suite 2250, Chicago, IL 60606.